Eine Menschenschlange vorm Eingang, freundliche Helfer, die lächelnd und gelassen den Weg in die Heiligen Hallen des Buches zeigen – eigentlich ist alles wie immer. Auf einem Podium diskutiert ein Moderator eifrig mit zwei Autorinnen. Ein TV-Team bestehend aus einem schlecht angezogenen coolen Kameramann, einem leicht überfordert dreinschauenden Tontechniker und einer fernsehreif geschminkte Reporterin baut seine Gerätschaften auf. Massen schieben sich an den populären Verlagen vorbei, wo der eine oder andere Autor hofiert wird.
Dem Hörbuch ist ein eigener Bereich mit zahllosen Kopfhörern gewidmet, viel besucht und gern genutzt. Im Obergeschoss stehen in Glasvitrinen Bücher aus aller Welt in preisgekröntem Design. Langhaarige Intellektuelle und Prospektsammler mit Plastiktüten würdigen sich gegenseitig keines Blickes. Die Buchmesse ist so vertraut wie jedes Jahr.
Halt! Irgendetwas ist anders. Richtig. Ich kann die Buchtitel nur rudimentär entziffern und auch dem Inhalt der Podiumsdiskussion eher weniger folgen. Alles irgendwie chinesisch. Sogar Mommsens „Römische Geschichte“ und Günthers „Grasstrommel“. Denn es ist nicht Oktober, sondern August und ich flaniere nicht durch das moderne Frankfurter Messegelände, sondern durch das Shanghai Exhibition Center, einem der wenigen Bauten im stalinistischen (oder heißt es stalinesischen?) Zuckerbäckerstil der frühen Fünfziger. Aber sonst? Alles wie dehaam.