Mao als Grinsekatze

Mao winkt im Sekundentakt, den wiederum der Rote Stern am Ende des Zeigers – im Bild kurz vor der Acht – angibt. Wo man solchen Revolutionskitsch erstehen kann? Genau an dem Ort, an dem das Ganze seinen Anfang nahm. Einem grauen Shikumen-Gebäude im früheren Französischen Viertel (“Konzession”) von Shanghai. 1921 eine Zone, in der französisches und nicht chinesisches Recht galt und wo sich die Gründer der Kommunistischen Partei Chinas einigermaßen sicher fühlten. Der Ort des Gründungskongresses, an dem auch Mao Zedong teilnahm, ist heute ein Museum, in dessem offiziellen Shop es solche hübschen Uhren für wenig Geld zu kaufen gibt.
Eine Mahlzeit in einem der umliegenden Restaurants des heutigen Schicki-micki-Ausgehviertels Xintiandi ist zumindest teurer und der Wert der Uhr reicht nicht einmal für eine Runde Kaffee im benachbarten Starbucks. Irgendwie ist es, man verzeihe mir den Old-School-Ausdruck, ein Treppenwitz der Geschichte, dass rund um die Geburtsstätte der KP Chinas dem Kapitalismus so unverfroren gefrönt wird.
Wie zur Bestätigung, dass China jetzt mehr will und mehr hat, dröhnte ein kleiner Autokonvoi am Museumsausgang an mir vorbei. Zwei Bentley, zwei Porsche und zwei Audi RS 8. Ein Willkommensgruß des Weltgeistes in der Metropole des 21. Jahrhunderts.
Nachtrag: Die Mao-Uhr ist zum Aufziehen und geht etwas nach.

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